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3. Tag: Montag 27.9.10 Mostar - Sarajevo (ca. 125 km)

Eine ortskundige, ehemalige Arbeitskollegen von Heinz berichtete, dass nur eine einzige Straße entlang des Flusses Neretva  über Konjic nach Sarajewo führt. Jedoch ist sie vielbefahren und eng. Also hieß es; besonders wachsam zu sein, wenn Verkehr von hinten kommt; in den Spiegel schauen, um rechtzeitig reagieren zu können. Dieser kleine Rückspiegel am Lenker leistete immer gute Dienste im Sinne der Sicherheit.

War es bei der Abfahrt vom Hotel zwar noch trocken, so wurde am Vormittag der Himmel wieder grau; und es begann zuerst zu tröpfeln, worauf es gegen Mittag dann wieder wie aus Kübeln heruntergoss. Es war wie zu Beginn an der Küstenstraße. Viel Verkehr, Regen und tief hängende Wolken. Für etwa zwei Stunden schiffte es vom Himmel; was das Zeug hielt.
Entsprechend war die Stimmung. Nach einer längeren Steigung vor Jablanica machten wir an einer Tankstelle Rast und hatten einen Stausee vor uns, an dessen Ufer wir nach Konjic radelten.
Eine kleine geschäftige Stadt, wo uns ein plattenbauartiges großes Gebäude schon von Weitem eine größere Ansiedlung ankündigte. Als wir durch diese Ortschaft fuhren kündigte sich auf dem Höhenprofil des Tracks am Navi eine deutliche Steigung an. Es ging wie üblich mit gemäßigten "Wadlbeißern" los, doch als wir dann etwa bei 600 Hm die ganzen Serpentinen vor uns sahen, waren wir ganz schön beeindruckt von dem vermeintlichen Pässchen. Dreispurig ging es auf einer gut ausgebauten Schnellstraße hoch und viele Lkws rauschten an uns vorbei.
Zumindest der Regen war vorbei, doch nun wurde man von innen nass. Vom Landschaftscharakter war es wie in einem Alpental, nur dass in den Ortschaften statt Kirchentürme spitze Minarette von Moscheen zu sehen sind und Gesänge des Muezzins jaulend durch den Lautsprecher in den Gegenhang hallen.  Mir wurde bewusst, dass noch in der vorherigen Ortschaft eine christlich-orthodoxe Kirche stand. Markant immer wieder die vielen Friedhöfe an der Straße, in denen relativ neue Grabsteine von den vielen Kriegsopfern zu sehen sind.
Als wir schließlich in Tarcin ankamen, waren die meisten Höhenmeter geschafft. Und die Gegend um Haddzici war landschaftlich sehr schön. Als wir von Westen her in Sarajevo einfuhren, erwartete uns ein farbenprächtiger Regenbogen und endlich schien wieder mal die Sonne.
Auch hier logierten wir wieder durch die Kontakte von Heinz in einem guten Haus und entschlossen uns, nachdem wir unsere Radsachen und Kleidung wieder in Ordnung gebracht hatten, noch in die Altstadt zu einem Abendtrip zu fahren. Doch diese Stadt ist sehr großflächig und langgezogen. Heinz riet die Trambahn zu nutzen.
Diese Fahrt stellte sich als besonderes Erlebnis heraus. Nachdem das Ding losrollte war ich nach den ersten Eindrücken zuerst etwas verspannt in meinem Sitz, wo ich doch in dem extremen Geschaukle jeden Moment meinte, das Ding würde entgleisen oder jeden Meter aus den Schienen hüpfen. Durchdringend von den lauten Rollgeräuschen tockelte sie auf den welligen und ausgefahrenen Gleisen ihres Weges und verrichtet, noch sozusagen als Second Hand Bahn, ihren Dienst. Wogegen in anderen Ländern jeder Zug einer Stadtbahn meist gleich ausschaut, so ist hier jeder ein bisschen anders. Mal alt, mal uralt wirkend wurden diese Zugwagen in allen möglichen Ländern zusammengegekauft oder verschenkt und leisten umgerüstet noch ihre Dienste.
Die Innenstadt war mäßig belebt und genau so wie in Mostar versuchten sich hier Moscheen und christliche Kirchen gegenseitig an Höhe und Prunk zu übertrumpfen um ihren religiösen Anspruch für dieses Land und Bevölkerung zu untermauern. Auch diese Stadt war während des Krieges Monate lang von den Serben belagert, und es lauerten Scharfschützen am Berg, die so ziemlich auf alles schossen, was sich bewegte. Ziemlich müde von dem anstrengenden Tag kamen wir so gegen 22:00 Uhr von unserem Stadttrip zurück und freuten uns auf den nächsten Tag. 

Link Karte
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Link Fotos
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