Loipenflöhe

Den meisten Skilangläufern ist schon einmal aufgefallen, dass die Diagonalloipen manchmal stellenweise leicht violett schimmern, besonders dann, wenn es ein paar Tage nicht mehr geschneit hat und die Temperaturen um den Nullpunkt liegen. Da bei diesen Schneeverhältnissen die Langlaufskier mit violettem Wachs oder Klister paräpariert werden, liegt die Vermutung nahe, dass der violette Farbton der Loipen vom Wachsabrieb stammt. Zugleich kann man an milden Wintertagen auch beobachten, dass Schneeflächen und Loipen mit vielen schwarzen Pünktchen „verschmutzt“ sind. Wer sich aber die Mühe macht, beim Skilanglaufen innezuhalten und auf die Knie zu gehen, wird etwas Sonderbares entdecken: Die schwarzen Punkte bewegen sich und springen sogar, wenn man ihnen mit den Fingern zu nahe kommt.
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Diese Erscheinung hat nichts mit dem Genuss von zu viel Glühwein beim etwaigen Einkehrschwung zu tun, sondern mit der Hochzeit von Insekten, die sich mitten im Winter wohl fühlen. Die Rede ist von Schnee- und Gletscherflöhen, die sich in den Loipen tummeln und von den Skilangläufern deshalb „Loipenflöhe“ genannt werden. Dabei handelt es sich in Wirklichkeit gar nicht um Blut saugende Flöhe, sondern um das älteste bekannte Insektenfossil aus dem Erdaltertum (Mitteldevon, vor ca. 380 Mio Jahren): einem so genannten Springschwanz oder auch Collembole genannt. Springschwänze sind damit eine der ältesten Landtiergruppen und werden mit Recht als Urinsekten bezeichnet. Das nur gerade 1.5 mm kleine Tierchen ist perfekt an seinen extremen Lebensraum angepasst. Seine Körperflüssigkeit enthält diverse Zuckerarten, die den Gefrierpunkt wie eine Art Frostschutz stark erniedrigen. Bei starker Kälte wird außerdem der Magen entleert, damit sich an den Feststoffen kein Eiskristallwachstum einstellen kann. Wie alle Insekten tragen Springschwänze 3 Beinpaare, haben einen in Vorder- und Hinterleib gegliederten Körper und ein Außenskelett aus Chitin. Namensgebend für die Springschwänze ist die Sprunggabel, die - wenn das Tier läuft - auf dem Bauch nach vorne geklappt getragen wird. Bei Gefahr katapultiert sich der Springschwanz damit bis zum Mehrhundertfachen seiner Körperlänge weit und entkommt so seinen Verfolgern, nicht aber den Skilangläufern in der Diagonalspur. Dort wird er zu Tausenden zermalmt und färbt dabei die Langlaufspur violett.

Quellen: K.H.Mellert, N.Künzle