Der Radsommer 06 ist vorbei und die Überlegung lag nahe, man könnte
zum Ausklang des Jahres noch mal eine kleine Radreise anhängen.
In Frage kamen für dieses Mal, da sehr kurzfristig geplant, Reiseziele
für eine Woche im Europäischen Raum. Nachdem ich die Kanaren schon
öfters besucht hatte, fiel die Wahl auf Zypern.
Ich buchte kurzfristig einen Flug, der am sehr späten Abend in München
startete. Mit meinem Bike kam ich nach vier Stunden gegen 2:00 früh
in Zypern auf Pafos an.
Da ich als Biker jeden Tag woanders sein werde, hatte ich kein Hotel gebucht
und fuhr noch für die angebrochene Nacht in das 15Km entfernte Pafos
um vielleicht doch noch ein Zimmer zu bekommen. Dort fand ich ein Hotel,
wo ich den schlafenden Hotelier vor dem laufenden Großbildfernseher
mit der Bitte um ein Zimmer weckte. Glück gehabt!
1. Tag, Samstag 21. Oktober
Beginn der Tour im Westen der Insel
von Pafos nördlich bis Kato Pyrgos.
Die Nacht war kurz und erst so gegen Mittag kam ich noch etwas gerädert
von den wenigen Schlafstunden nach einem Frühstück auf das Rad.
Die Pooltouristen beäugten im Innenhof des Hotels neugierig, wie
ich die Satteltaschen an den Gepäckträger befestigte und mich
für die heutige Tagestour rüstete. Dabei konnten sie nicht die
Vorfreude erahnen, die ich für die nächsten Radtage empfand.
Nicht im Entferntesten konnte ich mir vorstellen, die Woche am Hotelpool
oder in diesem Touristenghetto zu verbringen.
Mit einem Winken verabschiedete ich mich und entschied, die Tour Richtung
Norden zu beginnen. Ich nahm mir vor, zuerst Polis anzufahren, das im
Nordwesten der Insel im Gebiet Akamas liegt. Gleichzeitig wollte ich mich
aber nicht festlegen, weil ich die tatsächliche Strecke von meinem
Befinden abhängen lassen wollte.
Ich entschied mich, nachdem auf der 701 ziemlich viel Verkehr
war, in die Berge, über Kathikas, zu fahren. Die ersten Höhenmeter mit
Satteltaschen fielen mir in der Mittagshitze schwer und Ritzel um Ritzel
schaltete ich auf einen weniger schweißtreibenden Gang herunter.
In dem verträumten Bergdorf Kathinkas angekommen, lockte mich eine
schattige Taverne auf eine kleine Stärkung. Beo hieß das Zypriotische
Bier, das ähnlich wie unseres schmeckt.
Nach der Abfahrt Richtung Nordküste wurde die Sicht besser und entlang
des Strandes bei kristallklarem Meerwasser nach Pomos zu fahren war ein
erhebendes Gefühl.
Es ging mir gut und ich erweiterte das Tagesziel auf Kato Pyrgos. Die
Sonne ging bald unter und zwei Routen boten sich an. Eine Bergroute und
eine kürzere am Strand, die auf der Karte mit einer roten Linie umrandet
war, welche ich nicht deuten konnte. Ich dachte, mir genügte für
heute die Strandroute. Doch Sperranlagen und Stacheldrahtverhau verhinderten
eine Weiterfahrt an der Küste.
Ich musste feststellen, dass es eine richtige Grenzanlage war. Dieser
etwa vier Km lange Abschnitt war türkischer Bereich und der Küstenstreifen
Land war festungsartig gesichert. Durchfahren unmöglich. Also war
ich gezwungen die längere Bergroute zu wählen, unwissend ob
ich in Kato Pyrgus überhaupt eine Unterkunft bekäme. Bei einbrechender
Dämmerung erwies sich die Umfahrung mit mehr als 400 Hm als sehr
mühsam, vor allem wenn man nicht mehr damit gerechnet hat. Ich ärgerte
mich über diese eigentlich überflüssigen Kilo- und Höhenmeter
und sinierte, ob ich noch zumindest eine Schlafunterlage organisieren
könnte, wenn es wirklich in dem Ort keine Unterkunft gäbe.
Ich war nicht mehr wählerisch, als ich bei schon fast dunkler Nacht
am Ortseingang von Kato Pygros zu meiner Freude ein etwas modernisierungsbedürftiges
Hotel vorfand. Eine Busgruppe Einheimischer stieg gerade zur Übernachtung
aus und ich bekam auch ein Zimmer. Ich dachte mir, zuerst mal Waschen
und dann Essen. Ich seifte mich gründlich ein um dann feststellen
zu müssen, dass bis auf die ersten Liter kein Wasser mehr kam. Schnell
eine Hose und ein Shirt übergezogen, gutriechend verklebt mit Seife
und mit knurrendem Magen erklärte ich mit Händen und viel Gestik
mein Problem der etwas älternen Dame des Hauses. Sie verstand kein
Wort englisch, kapierte schließlich doch mein Anliegen und gab mir
ein anderes Zimmer mit einer Dusche, die auch Wasser von sich gab.
Nach einem guten Fischessen, das ich mit den Einheimischen genoss, wurde
es ein schöner Abend. Wenn ich auch kein Wort Griechisch konnte,
so verstanden wir uns hervorragend und ich musste unbedingt nach einer
Flasche Weißwein bei leiernder Kassettenmusik ihre Tänze mitmachen.
|