3. Tag, Montag 23. Oktober
Pedaulos bis Lefkosia
(Troodos Gebirge - Richtung
Osten zur Hauptstadt)
Gleich nach dem Aufstehen stellte ich verärgert wieder einen Platten
fest und fand noch ein weiteres Loch im Schlauch, das ich erneut flickte
und hoffte es würde nun halten. Mit der kleinen Handpumpe war es
immer eine sportliche Angelegenheit, den Reifen auf etwa 4 bar zu pumpen.
Auch die Radkleidung war noch nicht ganz trocken und so konnte nur ein
gutes Frühstück meine Laune etwas aufbessern.
Bei Tageslicht fuhr ich nochmal die Richtung, wo gestern die Unterkunft
hätte sein sollen. Und vergewisserte mich, ob ich in der Dämmerung
wirklich nichts übersehen hatte. Doch auch heute fand ich das beschriebene
Hotel nicht. Ich dache mir: „Vergiss es!“. Schnell ging es
die Straße hinunter und ich war wieder bei 800 Hm bei Kakopetria.
Doch so halb verrichteter Dinge wollte ich dieses Gebirge nicht verlassen.
Ich entschloss mich, zumindest zu der höchst gelegenen Ortschaft
auf der Insel noch einen Abstecher zu machen. Der Tag war noch jung und
ich schaltete wieder einige Gänge runter, um auf der gut ausgebauten
Staatsstraße 89 nach etwa 900 Hm den im Merian angepriesenen Ort
besucht zu haben. Enttäuscht fand ich bei kalten Temperaturen und
bereits wieder bedeckten Himmel nur ein paar Häuser, Restaurants
und Touristenläden vor.
Als es wieder zu tröpfeln begann, hatte ich von den Bergen vorerst
genug und entschloss mich in die letzte in Europa geteilte Hauptstadt
mit drei Namen zu bewegen. Nikosia heißt sie auf der Karte, Lefkoksia
bei den Griechen und Lefkosa bei den Türken, deren Teil sich im Norden
befand.
So machte ich mich endgültig auf den Weg, um das Gebirge über
die 907 Richtung Osten zu verlassen und die Hauptstadt anzufahren. Dabei
kommt man durch die Gebirgsdörfer Kyperounta und Saranti, die wie
in die Landschaft gewachsen wirken. Wenn auch die Höhenmeter immer
weniger wurden, so überraschten doch immer wieder ein paar Anstiege,
die immer, bis man sich eingetreten hatte, ganz schön mühselig
waren. Bei Kato Moni wurde es dann endgültig flacher, aber leider
auch von der Landschaft unattraktiv. Im Mittelteil der Insel ist Industrie
angesiedelt und der Wind trug den Gestank von Agrar- und Viehhaltungsbetrieben
über viele Kilometer übers Land. Hinter mir zogen wieder gewaltige
Gewitter auf und teilweise erreichten mich ein paar Regentropfen. Es stimmte
mich tröstlich, als ich in der Ferne die Großstadt Lefkosia
im Sonnenlicht sah.
Es ist eine großflächig angelegte alte Stadt, dessen Altstadt
mit einer großen Wehrmauer umgeben ist. Zwangsweiße kam ich
bei belebtem Verkehr auf einen Autobahnzubringer. Nun wusste ich nicht,
ob man denn auf Zypern so wie in Teneriffa als Radfahrer auf der Autobahn
fahren dürfe. Die Autos hupten kaum, sie konnten mich jedoch aufgrund
der Satteltaschen auch für ein Motorrad halten. Als ich ein Radgeschäft
sah, fuhr ich herunter, um einen neuen Schlauch zu kaufen. Ich erhielt
die Auskunft "Oh yes Sir, it`s possible to drive"! Nun gut,
hochkonzentriert und mit einem Unbehagen fuhr ich weiter. Dieses impulsive
Verkehrsgetöse nervt ganz schön und ist zudem gefährlich.
Mein kleiner Spiegel am Rad leistete mir große Hilfe und ich konnte
mich schon immer darauf vorbereiten, wenn lautstark von hinten ein Brummi
mit viel Speed daherkam, auf dessen Winddruck ich immer gegensteuern musste.
Nach einer stressigen halben Stunde war ich froh, die Altstadt erreicht
zu haben, wo auch der Verkehr wieder normal wurde. Dafür war ich
nun im Touristengewimmel gelandet. Hellbeleuchtet brodelte das Leben inmitten
Restaurants, Shops, Banken, Boutiken,Weinlokale.........
Dort bekam ich auch ein Hotel und hatte nach diesen erlebnisreichen Tag
und den Anstrengungen ordentlich Kohldampf. Ich erfragte gewissenhaft
die Grenzübergänge nach Nordzypern und mit Vorfreude grübelte
ich über den Ablauf des nächsten Tages.
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