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6. Tag: Donnerstag, 30.9. Zabljak - Podgorica

Als wir aufstanden, glaubten wir unseren Augen nicht zu trauen, war es auch kalt, so lag über uns strahlblauer Himmel. Auch Ludwig glaubte sich gut genug zu fühlen, wieder auf das Stahlross zu steigen. Das Frühstück war diesmal, da für Dutzende Schüler im Frühstückssaal angerichtet war, entsprechend reichhaltig. Ein paar Polizisten machen wohl zweites Frühstück, wobei wir diskutierten, ob sie denn nach dem Rechten schauen oder Schutzgeld kassieren wollten.
So ergab sich schon nach dem gestrigen Gespräch folgender Plan: Ludwig und Richard wollten über Bukovica Tusina zur E 65 fahren, um dann darüber zum Tageziel Podgorica zu radeln, während ich mir noch den Tara Canyon anschauen wollte. Noch mit langer Hose und Anorak ging es am Morgen los und was

Richard und Ludwig erlebt haben, in den nächsten Zeilen.
Wie schon fast üblich, verließen Ludwig und ich Zabljak ca. 1/2 Stunde früher als Werner, der zunächst noch sein "Morgentief" überwinden musste, in südlicher Richtung. Bei strahlenden Sonnenschein, jedoch bei sehr kalten Temperaturen von ungefähr 5 Grad Celsius fuhren wir weiter auf ca. 1500 HM in fast almartiger Umgebung nach Donja Bukovica. Zwischendurch bestaunten wir noch die serbisch-orthodoxe Kirche St. Peter und Paul, die sich malerisch von der eintönigen Umgebung abhob.
Nachdem diese ersten 20 km in flachen Gelände herunter gespult werden konnten, ging es nach Donja Bukovice auf einer Nebenstraße bergab dem Fluss Bukovice entlang, bevor bei Tusine uns eine Straßensperre an der Weiterfahrt behinderte. Nach eingehenden Verhandlungen konnten wir den anwesenden Straßenarbeiter jedoch zur Weiterfahrt auf der gesperrten, jedoch geplanten Route überzeugen. Aufgrund der Bauarbeiten war die Straße jedoch in einen sehr schlechten Zustand, so dass es von Vorteil war, dass wir mit den Mountain-Bikes unterwegs waren. Dennoch mussten die Räder teilweise geschultert werden.
Danach ging es sepentinenartig bergauf auf ca. 1700 HM über das Dragovica Police Massiv, bevor wir eine atemberaubende Abfahrt über 11 km mit herrlicher Aussicht auf das Moraca Tal genießen konnten.Nach Mijoska fuhren wir dann wieder auf der Hauptstraße (E65/E80) den Moraca - Canyon entlang, der keinen Vergleich mit anderen weltberühmten Canyons scheuen braucht. Nach vielen Anstiegen und Tunneldurchfahrten erreichten wir die Hauptstadt Montenegros Podgorica.
Bei der Einfahrt in die Stadt sahen wir ganz verwundert einen einsamen Radler (meisten waren wir 3 Radfahrer alleine unterwegs), der sich uns anschloss. Es handelte sich dabei um Werner, der unser Tagesziel zur gleichen Zeit erreichte.

Ich bin von Zabljak Richtung Osten auf dem Hochtal gefahren um nach etwa 15 Km die Serpentinen hinunter zur Tara zu radeln. Unten am Fluss angekommen, lag dominant vor mir die Canyonbrücke, die auch als touristisches Symbol fast auf jedem Schild oder Karte von Montenegro abgebildet ist.
Da wir gerade in Montenegro sind, möchte ich unbedingt den Vranac erwähnen. Ein super Rotwein, den wir fast jeden Abend genossen und wir überlegten, wie wir wohl am besten eine größere Menge nach Deutschland liefern lassen könnten, denn der Preis im Ursprungsland ist nun mal deutlich günstiger.
In einer herrlichen Serpentinenabfahrt kam ich dem Taratal näher, und während noch Morgennebel ausdampften, lag vor mir die gewaltige Brücke über den Canyon.
Da mein Fotoapparat kaputt war, machte ich viele Aufnahmen mit Richards Handy und auch Heinz und Regina kamen mit dem Auto hinzu.
Nachdem ich dieses Highlight ausgekostet hatte, fuhr ich weiter der Tara entlang Richtung Südosten, und meine Befürchtungen, das Straßenprofil sei wieder ähnlich kupiert wie am Rivacanyon, bewahrheitete sich nicht. Es ließ sich in einer gut ausgebauten Straße schön dahinfahren, und ich kam in dem malerischen Tal gut vorwärts. Hinter jeder Biegung überraschten neue Einsichten in diese grandiose Landschaft, und so dauerte es knappe zwei Stunden, als ich so gegen Mittag in Mojkovac eintraf. Dort genehmigte ich mir eine Pizza und erhielt vorher einen guten Tipp von Heinz, der nicht die E 65, sondern eine Parallelstraße Richtung Podgorica empfahl. Die Schönheit dieses Streckenabschnittes lässt sich nur schwer in Worte fassen. Ich fühlte mich in eine andere Zeit versetzt. Eingebettet in malerischer Landschaft, nur ab und zu ein altes Häuschen, eine Mühle, so gut wie kein Verkehr und Natur pur. Dies steigerte sich noch nach Bolesestra, wo man aus gut 1200 Hm bei Traumsicht bis zum Tagesziel  hinuntersah. Ich wurde mit dem Fotografieren nicht mehr fertig, und links von mir war eine gigantische Eisenbahnbrücke über den Mala Rijeka zu sehen, wo man lange die Bahntrasse verfolgen konnte, die sich entlang des Taleinschnittes den Berg hochschlängelte.
Erst als ich etwa 10 Km vor Podgorica wieder in die Hauptstraße einbog, war es wieder deutlich verkehrsreicher, und vor der Stadt sah ich zwei deutsche Tourenfahrer, die ich gut kannte. Überrascht von dem Zufall, uns getroffen zu haben, machten wir im Zentrum eine kleine Kaffeepause um dann wieder im bereits von Heinz gebuchten Hotel unsere Radausrüstung zum erneuten Male im Zimmer auf Vordermann zu bringen. Diesmal war es ein zwar gepflegtes Hotel, wobei es jedoch im Detail, seien es defekte Lichtschalter, oder Steckdosen die aus der Wand hängen und ein nicht gerade Vertrauen erweckender Fahrstuhl, der wenn man ihn betrat, etwa 5cm nach unten sackte. 
Zumindest sauber war es, und auch das Frühstück war "unlimited", schließlich galt es wieder die Speicher aufzufüllen, um den nächsten Radtag zu meistern.
Zu erwähnen ist noch der Rundgang durch die City von Podgorica. Montenegro ist ja ein armes Land. Doch man glaubt es nicht, es gibt Schuhgeschäfte, wo Damenstiefel 369 Euro kosten. Ich musste mir noch einen Fotoapparat kaufen, da meiner den vielen Regen nicht ertragen hat und seinen Dienst verweigerte. Für die Not tat es auch ein Billiger.

Link Karte
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https://picasaweb.google.com/27werner/Balkan5Tag?authkey=Gv1sRgCNWbg6CgpvPWqAE#